Biografisches Schreiben

Biografisches Schreiben

Unsere Leben setzen sich aus Millionen von kleinen Erinnerungen zusammen, viele von ihnen lösen sich im Laufe der Zeit auf oder kommen immer seltener zu uns. Um an solchen Erinnerungen festhalten zu können, gibt es das biografische Schreiben. Lebenserinnerungen werden niedergeschrieben und mit anderen Schreiber*innen in Literaturwerkstätten besprochen. Für die eigene Geschichte wird eine ganz eigene Sprache gefunden und Schreiber*innen haben die Möglichkeit längst Vergangenes aufzuarbeiten und an die nächste Generation weiterzugeben. Daher wurden für das Projekt „Lebenserinnerungen“ auch besonders Senior*innen dazu eingeladen, über ihre Leben zu schreiben. Mit dem Projekt „Welche Heimat“ hat sich das Forum-Literatur an Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gewandt, um sich die Frage zu stellen, wie unsere Verständnisse von Heimat überhaupt aussehen. 

Teilprojekte

VHS-Kurs 2008

NDR-Tour 2018

VHS-Kurs 2018

Lesung 2018

Dokumentation 2018

Liebe Leser*innen,

frei nach Thomas Mann könnte man sagen – sind wir alle Exilanten. Die einen, weil sie ihre Heimat verlassen müssen. Und die anderen, nicht weil sie etwa den Ort wechseln, sondern weil sie sich von ihrer Heimat verlassen oder ausgestoßen fühlen. Aber Heimat ist nicht nur ein geografischer oder kultureller sondern vielleicht auch ein utopischer und in dem Fall unerreichbarer Ort. Bei diesem modellhaften Erzählprojekt in Stadt und Landkreis Hildesheim unterstützten wir Menschen aller Generationen, ihre Lebensgeschichte – oder zumindest Teile davon – in Worte zu fassen, denn nichts ist für uns so identitätsstiftend wie der Umgang mit der eigenen Sprache; und dieses biografische Schreiben beginnt bereits mit der Beschriftung von alten Fotos im eigenen Familienalbum.

Woher komme ich – Wohin gehe ich … in einer globalen Welt übermächtiger Herausforderungen für jede soziale und kulturelle Identität: einerseits ist da die große Sehnsucht nach Freiheit und andererseits die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und die beschreibt vor allem das, was uns eigen ist und damit den Unterschied macht zu anderen. Dazu in einer Zeit, in der in vielen Familien kaum noch jemand da ist, dem man seine Geschichte erzählen kann, wird das Singuläre, das ganz Unmittelbare im Spannungsfeld zwischen medialer Selbstentfremdung und kulturellem Anpassungs- beziehungsweise Standardisierungsdruck für unsere Identität immer wichtiger. Die eigene Erinnerung als fiktives Archiv des Alltagslebens und Gedächtnis einer immer schneller und zugleich brüchiger werdenden Gesellschaft, die wir auf diese Weise ein Stück zu heben und zu bergen versuchten.

Zum Beispiel durch persönliche Fundsachen als „Objekte der Inspiration“ – einem alten Koffer auf dem Dachboden, einer vergessenen Ansichtskarte, einem wiedergefundenen Schlüsselbund, einem ausrangierten Möbelstück oder wodurch auch immer – galt es die eigene Geschichte neu zu entdecken und zu erzählen. Ich wünsche Ihnen viel Freude, Ermutigung und vor allem Inspiration beim Stöbern in diesem unseren Doku-Flyer.

Ihr Jo Köhler

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