Gymnasium Josephinum 2014
Lyrik bietet im Idealfall die intensivste Möglichkeit, Gefühle, Beobachtungen und Ansichten in Worte zu fassen, ohne sie wortreich zu zerreden. Spannend ist es, dass zwischen dem Leser/der Leserin und dem Autor/der Autorin durch den lyrischen Text eine Beziehung entsteht, die sich kaum beschreiben lässt. Bemerkenswert finde ich auch, dass sich bei der wiederholten Lektüre eines Gedichts jeweils neue Verständnisebenen erschließen.
Statement Michael Schönleber
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1. Preis Schülerjury
ISA
Ein Arzt im weißen Kittel und mit weißem Bart
trat in das Zimmer, seine Miene war aus Stein.
Vor ihm im Bett lag ein Mädchen, sie war zwölf Jahre alt.
Eine Träne rannte dem Arzt runter sein Gesicht
und er sagte: „Es tut mir leid!“
Sofort füllten sich des kleinen Mädchens Augen mit blauen Tränen
und die Mutter wollte, dass er schweigt,
sie mochte nichts mehr hören.
Deine Diagnose heißt Mukoviszidose.
Auch wenn du krank bist,
strahlst du Leben, Liebe, Weisheit aus.
Auch wenn du wieder, wie so oft, im Sterben liegst,
baust du andere auf.
Da lag das Mädchen in ihrem Bett, ihren Teddy eng an die Brust gedrückt
und sie fragte den Arzt, ob es ein Heilmittel gibt.
Doch ihre Krankheit ist wie ein Gift.
„Ist es einmal in deinem Körper, verbreitet es sich weiter,
für immer, bis du stirbst“: sagte der weißbärtige Mann.
Ihre Mutter stand am Fenster,
draußen dunkle Wolken, Regen schlug gegen die Scheiben
und die Tochter wusste, wenn sie weiter weint,
wird sie das auch nicht heilen.
Deine Diagnose heißt Mukoviszidose.
Die Krankheit zerfrisst dir deine Lunge,
doch sollst du wissen, dass, wenn der Tag kommt,
werde ich neben dir sitzen und deine Hand halten.
Und du sollst wissen um meinen größten Wunsch, dass wir im nächsten Leben wieder Cousin und Cousine sind.
Björn Ruhrmann
Internetvoting I
Moment
rote Funken
die Kopfstimme einer Sängerin
das Wellengeschwappe und Segelgeklapper
Schönheit des Moments
zu würdigen wissen
Augen schließen um Tränen zu vermeiden
zwischen all dem Wasser
es ist weit
es ist windig
es ist kalt
es ist Glück?
auf jeden Fall
Funken
Sprühfeuer
-werk
vereinzelte Lichter
sind Sterne
vereinzelte Klänge
bilden Musik
einsame Menschen singen um Teil des
Geschwappten zu werden
Kopfstimmen werden laut
Augen werden geschlossen
zu zweit
in solchen Momenten
denke ich
Musik wird zu Schimmerlicht
tief atmen
tief kalte
neue Luft die der Wind trägt
es ist das Gleiche wie barfuß gehen
wir versinken im NUR-NOCH
Anna-Katharina Kürschner
Internetvoting III
Mama Erde
Als Perle am Himmel,
lockt dein Lächeln mich an.
Du gibst mir ein Leben
Dass ich genießen kann.
Ich liege in deinen Armen,
Beschützt vor großer Gefahr,
Du schenkst mir die Liebe,
Bist immer für mich da.
Du scheinst in meinem Herzen,
Als blaue Seifenblase,
Die der Mensch wird merzen,
Bis zum letzten Tage.
Carina Troche
2. Preis Schülerjury
Frieden
wo Orangenbäume blühen
wo Kinder sterben
wo Pfirsiche wachsen
wo Kinder auf Kinder schießen
wo Zitronen reifen
wo niemand mehr übrig bleibt
sie zu ernten
wo jedermann zu hungrig ist
sie zu genießen
wo weiße Zweige
hinter den Ohren der Mädchen stecken
nicht als Schmuck
sondern als Schutz
weiße Flagge
Frieden wird kommen
eines Tages
wenn die Orangenbäume blühen
Anna-Katharina Kürschner
Internetvoting II
Zwei Seiten – Zwei Kulturen
Die WM dies Jahr in Brasilien
Hat viele schlechte Kriterien
Die Menschen oft ganz bitterarm
Werden abgedrängt ganz ohne Scham
Denn sie ruinieren das Bild vom Land
Und wohnen daher ganz am Rand
Und die Polizeikräfte bewaffnet schwer
Vertrieben sie mit dem Gewehr
Das ist nun wirklich gar nicht recht
Und die Armen stehen im Gefecht
Sie beten all die Heilgen an
Sie zu erlösen von dem Bann
Doch auch die schönen Seiten
Erfreuen schon die Meisten
Die Fußballer werden wie Götter verehrt
Doch soviel sind sie auch nicht wert
Sie sind den meisten Menschen heilig
Die von der Kirche gehen ganz eilig
Sie kennen nicht die Heiligkeit
Und ihre ganze Möglichkeit
Denn zu verehren was wichtig ist
Beschreibt doch erst das was du bist
Denn nicht die ganzen Fußballhelden
Sind wichtig für die ganzen Welten
Der Mensch der arm ist weiß zu schätzen
Das er sich kann in Ruhe setzen
Denn das ganze viele Geld
Ist nicht was uns am Leben hält
Es sind die ganzen guten Freunde
Die uns oft machen ganz viel Freude
Oder auch die schönen Tage
an denen man sich nicht muss plagen
Doch richtig wichtig ist der gute Glaube
der einem bringt die Friedenstaube
denn in den allerschlimmsten Zeiten
bringt diese Einsicht dich oft weiter
Alexander Wolters